LP21-Schaffhauser Nachrichten

Interview in den Schaffhauser Nachrichten mit Patrick Stump zum Thema: LP21-ein halbes Jahr nach der Einführung im Kanton Schaffhausen.

Nachgefragt

«Viele Gemeinden scheinen überfordert»

Herr Stump, wie sind die Lehrkräfte im Kanton mit dem neuen Lehrplan bislang zurande gekommen?

Patrick Stump: Wir sind damit gut unterwegs. Es ist ein laufender Prozess, und wir Lehrpersonen erhalten jene Schulung und Weiterbildung, die wir benötigen. Wir haben bisher eigentlich keine negativen Rückmeldungen erhalten.

Es gibt keine offenen Fragen?

Stump: Am ehesten bei der Einführung neuer Lehrmittel. Da stellen sich immer Fragen wie: Sind die gut, gibt es allenfalls noch bessere Lehrmittel? Wie muss man das strukturieren? Denn grösstenteils haben wir noch die alte Einteilung von Unterstufe und Mittelstufe, und die neuen Lehrmittel richten sich nach den neuen Zyklen. Das gibt Schnittstellen, die wir jetzt halt anschauen müssen. Das ist aber nichts, was uns vor allzu grosse Herausforderungen stellen würde.

Wie gehen die Lehrer mit dem neuen Fach «Medien und Informatik» um?

Stump: Auch hier ist eigentlich alles vorhanden, mit einer grossen Ausnahme, die aber nichts mit dem Lehrplan als solches zu tun hat. Die Ausrüstung, die Geräte! Da sind die verschiedenen Schulgemeinden noch sehr unterschiedlich bestückt. Die einen wie Neuhausen haben gross aufgerüstet, andere wie die Stadt sind erst in einer Evaluationsphase und noch lange nicht so weit.

Heisst das, man kann das Fach dort gar nicht richtig unterrichten?

Stump: Nicht wirklich, man kann ­natürlich theoretisch unterrichten, erklären, was ein Algorithmus ist, wie ein Computer funktioniert. In Schulen gibt es ja meist schon Medienräume mit alten Desktop-Computern. Das kantonale Informatikkonzept schreibt aber eigentlich vor, dass die Schulen gewisse Standards erfüllen sollten, eben Tablets oder Notebooks für die Schüler anschaffen müssten. Viele Gemeinden scheinen damit aber überfordert zu sein. Die Verantwortung wird jetzt ein wenig hin und her geschoben. Es könnte gut sein, dass es ein paar Jahre geht, bis in allen Gemeinden identische Voraussetzungen herrschen. Das ist aus unserer Sicht nicht optimal.

Wie diese Geräte eingesetzt werden sollen, liegt im Ermessen der einzelnen Lehrkraft. Ist dies hilfreich?

Stump: Unter den gegebenen Umständen ist dies vielleicht gerade gut so. Es gibt ja einen wahren Glaubenskrieg unter Experten darum, wie die neuen Technologien im Unterricht eingesetzt werden sollen oder nicht. Da halten wir Lehrer uns lieber raus. Die Methodenfreiheit erlaubt es uns, selbst zu entscheiden, wo wir die Geräte im Unterricht sinnvoll einsetzen können.

Interview: Mark Liebenberg